Planen Sie von Anfang an Selbstsorge für sich ein. Das heißt, dass Sie von Beginn der Pflegesituation an nicht vergessen dürfen, auch an sich selbst zu denken. Selbstsorge umfasst die geistige, psychische und körperliche Gesundheit und hält Menschen in der Balance. Nur so fühlt man sich ausgewogen und ist leistungsfähig.
Selbstsorge beinhaltet für jeden Menschen etwas anderes und wird deshalb auf unterschiedlichen Wegen erreicht. Da sie etwas gänzlich Individuelles darstellt, ist die Art der Selbstsorge von den Bedürfnissen des Einzelnen abhängig und steht im Zusammenhang mit der Lebenssituation, dem Alter und der Gesundheit der oder des pflegenden Angehörigen.
Was hindert Sie am Nein-Sagen?
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Die meisten Menschen haben gute Gründe dafür, sich selbst ständig zu überfordern und selten „Nein“ zu sagen. Daher sollten Sie sich nicht deswegen verachten. Gehen Sie stattdessen den Ursachen auf die Spur und überlegen Sie sich Alternativen (nach Matyssek 2012).
- Überlegen Sie, welche der folgenden Gründe auf Sie zutreffen könnten!
- Tauschen Sie sich hierüber zu zweit aus.
- Nehmen Sie bitte auch Ergänzungen vor, die für Sie typisch sind.
- Und danach überlegen Sie, ob Sie dieses Ziel nicht auch auf anderem selbstwertfreundlicherem Weg erreichen können.
- „Man“ will nicht enttäuschen.
- „Man“ glaubt, man bekommt Liebe.
- „Man“ wünscht sich Anerkennung.
- „Man“ glaubt, man erntet Dank.
- „Man“ hat Angst vor Ablehnung.
- „Man“ glaubt, man erwirbt so Sympathie.
- „Man“ möchte die gute Stimmung nicht verderben.
- „Man“ will kein Spielverderber sein.
Wie der andere auf Ihr „Nein“ reagiert, können Sie weder vorhersehen noch beeinflussen; Ihr Ziel sollte sein, Ihr „Nein“ gut verpackt und freundlich, aber bestimmt zu kommunizieren. Am Ende sollten Sie Ihr „Nein“ deutlich wiederholen.
Nein mit Begründung
- „Da kann ich nicht, ich bin bereits verplant.“
- „Ich habe pro Woche vier Stunden für euch reserviert, mehr schaffe ich nicht.“
- „Ich brauche einfach mal Zeit für mich, da geht es nicht.“
Nein mit Verständnis
„Ich verstehe, dass du dich einsam fühlst.“
Nein mit Alternativangebot
„Diese Woche schaffe ich es nicht, aber in der nächsten Woche könnte ich Dir helfen.“
Ankündigung eines künftigen Neins
„Heute sage ich ja, aber beim nächsten Mal werde ich Nein sagen.“
Ablauf
- Verständnis äußern
- „Nein“ sagen
- Grund fürs Nein-Sagen liefern (ohne Rechtfertigung!) und es damit nachvollziehbar machen
- Alternativen/Kompromiss anbieten (oder fragen: „Was kann ich dafür liegenlassen?”) und erneutes Nein-Sagen = deutliche Grenzsetzung/Absage (wörtlich merken!)
Beispiel
- „Ich verstehe, dass es Dir wichtig ist.“
- „Aber (gleichzeitig, dennoch) kann ich morgen nicht kommen.“
- „Ich brauche einfach mal Zeit für mich.“
- „Morgen kann ich nicht kommen, ich komme aber gerne nächste Woche am Mittwoch.“
Formulieren Sie nun für sich Sätze zum Nein-Sagen mit Begründung. Gehen Sie so vor wie in Ablauf und Beispiel beschrieben. Wählen Sie eine Situation, die es in Ihrem Leben gibt und in der Sie sich in der Vergangenheit nicht getraut haben „Nein“ zu sagen.
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Denkanstoß: Das sollten Sie dem pflegenden Beschäftigten sagen: „Es ist wichtig über sich selbst in der Rolle des Pflegenden und Betreuenden nachzudenken.“
- Was tut mir in meiner Situation gut?
- Was kann ich tun?
Vorschläge zur individuellen Auswahl.
Unterstützen Sie gegebenenfalls den pflegenden Beschäftigten bei seiner Auswahl.
Erstellen Sie aus den folgenden Aspekten einen Selbstsorgeplan sowohl für zu Hause als auch für den Betrieb. Dieser sollte nach Möglichkeit mit einem/r Pflegeberater/in besprochen werden. Diese kennen die Angebote vor Ort.
Themen:
- Warum Selbstsorge direkt von Anfang an einplanen?
- Grenzen ziehen und lernen, „nein“ zu sagen!
- Wie teile ich meine Zeit richtig ein?
- Hilfe einplanen und annehmen!
- Wer entlastet mich zu Hause?
Organisation:
- Individuelle Netzwerke erstellen
- von Anfang an einen Tages-/ Wochenplan erstellen, in dem Maßnahmen zur Selbstsorge berücksichtigt werden
Erstellen Sie Netzwerke und Tagespläne, die anschließend auch mit dem Pflegeberater-/in der Pflegeberatungsstelle bzw. des Pflegestützpunktes besprochen werden sollte.
Weisen Sie daraufhin, was Sie bei belastenden Gedanken tun können!
- „Stopp“ sagen, wenn belastende oder unpassende Gedanken aufkommen und diese auf einen anderen Zeitpunkt verschieben. Diesen Zeitpunkt auch tatsächlich wahrnehmen und den belastenden Gedanken Raum geben, um auf eine Lösung zu kommen. Falls keine Lösung möglich ist, den Gedanken nicht bewerten, wahrnehmen, ihn wie eine Wolke am Himmel ziehen lassen und die Aufmerksamkeit anschließend wieder auf die Atmung legen.
Besprechen Sie auch was pflegende Beschäftigte täglich zu Hause für sich tun können.
Lassen Sie sie aussuchen, was ihnen gut täte, beispielsweise:
- Schaffen Sie sich Inseln im Alltag.
- Gehen Sie achtsam mit sich um:
- im Garten bewusst die Schönheit der Natur wahrnehmen und genießen
- in Ruhe Kaffee/Tee trinken
- ein Buch lesen
- eine handyfreie Zone einrichten
- sich Zeit fürs „Nichtstun“ nehmen
- eine Achtsamkeitsübung ausführen, z. B. eine Gehmeditation
Besprechen Sie auch, was sie im Laufe der Zeit einplanen könnten, beispielsweise:
- Sozialkontakte pflegen
- Aktive und ruhige Pausen einlegen
- Regelmäßig entspannen
- Entspannungskurse besuchen
- Fitnesskurse/Gymnastikkurse belegen
- Einem Hobby nachgehen
- Längerfristige Auszeiten (Urlaub) planen
Geben Sie folgenden Tipp weiter!
Tätigkeiten, die Pflegebedürftige noch selbstständig erledigen können, sollte man sie allein machen lassen – auch wenn es länger dauert oder sie es nur mit einer Anleitung schaffen.?
Im Betrieb
Besprechen Sie mit den pflegenden Beschäftigten, die folgenden Punkte zur Unterstützung der Selbstsorge im Betrieb:
- Betriebliche Angebote aus dem BGM wahrnehmen
- Aktive und passive Pausen einlegen
- Wenn möglich, auch mal nein sagen
- Sozialkontakte pflegen
- Auszeiten (Urlaub) planen
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Quelle: Angehörige Pflegen
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