Genussfähigkeit
Warum trägt die Genussfähigkeit zu einem guten Gelingen der Erholungsfähigkeit bei?
Bei vielen pflegenden Menschen geht die Genussfähigkeit durch ihren schweren, oftmals hektischen Alltag, aber auch durch Sorgen und traurige Gemütsstimmung verloren. Es fällt ihnen z. B. schwer, in Ruhe eine Tasse Kaffee zu genießen oder im Garten zu sitzen und die Vögel zu beobachten. Tätigkeiten, die sie früher gern gemacht haben, werden kaum noch wahrgenommen. Genießen funktioniert nicht im Vorbeigehen!
Wer genießen will, muss sich Ruhe und Zeit nehmen, um ganz bei dem zu sein, was er gerade genießen möchte. Die Aufmerksamkeit sollte auf das gerichtet werden, was man genießen möchte, z. B. sollte man beim Teetrinken die Aufmerksamkeit auf den Geschmack des Tees legen. Erst dann kann man feststellen, wie aromatisch der Tee eigentlich ist.
Wer sich von vorneherein mit Zeit und ganz in Ruhe der klassischen Musik widmet, wird wieder viele verschiedene Instrumente wahrnehmen und den Takt der Musik als Balsam für die Seele empfinden. Genießen macht den Alltag reicher an positiven Erfahrungen. Dies führt zu mehr Entspannung, Wohlbefinden und folglich zu einer positiveren Lebenseinstellung. Die Genussfähigkeit trägt auf diese Weise zum Erlangen einer guten Erholungsfähigkeit bei.
Diese Fragen zum Nachdenken:
- Wie fühle ich mich?
- Was macht mir Angst?
- Mit wem kann ich darüber sprechen?
- Was kann ich tun?
- Was tut mir gut?
- Bin ich bereit, mein Verhalten zu analysieren?
Kraftquellen
Kraftquellen braucht man, um die vielfältigen Aufgaben im Leben zu meistern. Sie helfen, Belastungen und Ärgernisse besser zu verarbeiten. Pflegende Beschäftigte, deren gewohntes Leben sich durch plötzliche Pflegebedürftigkeit ihres Angehörigen verändert, können in eine Lebenskrise geraten. Kraftquellen helfen, solche Krisen zu überstehen und neue Energie zu schöpfen. Jeder Mensch hat eigene Kraftquellen, die es gilt herauszufinden.
Dabei können diese Fragen helfen:
- Was gibt mir Kraft (um eine Krise durchzustehen)?
- Für was lohnt es sich, morgens aufzustehen?
- Was lässt mich wieder hoffnungsvoll in die Zukunft blicken?
- Wofür bin ich dankbar?
- Was tut mir gut?
- Was zaubert mir ein Lächeln ins Gesicht?
- Was lässt mich ruhig werden?
- Was entspannt mich?
Es gibt viele Bereiche im Leben eines Menschen, die zur Kraftquelle werden können. Eine Vielzahl von Kraftquellen finden Sie in diesem Kapitel, denn jede Selbstsorgemaßnahme kann gleichzeitig für den einen oder anderen Menschen eine Kraftquelle sein.
Sinn
Die Frage nach dem Sinn ist eine der wichtigsten Ressourcen (Kraftquellen) für pflegende Angehörige. Sie kann viele Türen öffnen und Halt geben. Wer einen Sinn im Leben hat, kann daraus sehr viel Kraft ziehen. Die Sinnfrage wird für jeden Menschen individuell beantwortet; auch hier muss man genau hinschauen:
Was ist für mich im Leben besonders wichtig und was gibt mir Kraft?
Viele Menschen finden ihren Lebenssinn im Glauben, andere sehen ihn in Beziehungen oder darin, für einen geliebten Menschen da zu sein, und wieder andere möchten auf der Welt etwas verändern. Es ist wichtig, die Sinnfrage zu klären, da dies viele Defizite ausgleichen und Halt geben kann.
Lebensfreude
Bei allem, was Sie pflegenden Beschäftigten für ihre Selbstsorge empfehlen, sollten Sie immer darauf hinweisen, dass Spaß, Genuss und Freude im täglichen Leben ebenfalls zu einer gestärkten Resilienz und natürlich zu einem Leben mit mehr Freude beiträgt.