Wissen schafft Haltung!

Wissen schafft Haltung!

Die Einstellung zu einer Sache oder zu Themen wird durch das vorhandene Wissen geprägt und führt zu einer Haltung. Damit Sie eine andere Haltung zu ihrer Selbstsorge entwickeln können, ist es von Vorteil, über die folgenden Themen Bescheid zu wissen.

Aspekte, die zu einem Gelingen der Selbstsorge beitragen

Die folgenden Aspekte tragen allesamt zu einer guten Selbstsorge bei. Das heißt aber nicht, dass zwangsläufig alle Aspekte umgesetzt werden müssen. Was der Einzelne benötigt, ist individuell verschieden. Deshalb werden hier viele Möglichkeiten aufgezeigt, um eine möglichst große Auswahl für unterschiedliche Bedürfnisse aufzuzeigen.

(vergl. Asgodom 2008)

S= Selbstliebe

E= Erholungsfähigkeit/Genussfähigkeit

L= Lebensfreude

B= Balance

S= Schenken/Großzügigkeit

T= Trauer

S= Sinn

O= Organisation

R= Resilienz, Umgang mit Ärger

G= Geduld

E= Egoismus, Altruismus, Hingabe, Dankbarkeit

 Egoismus, Selbstliebe  

Unter Egoismus versteht man, dass jemand nur an sich denkt. Er wird häufig negativ bewertet, ist jedoch eine wichtige Eigenschaft, um gesund zu bleiben. Ein gesunder Egoismus und die Erkenntnis, inwieweit ich altruistisch handele, ist für die Selbstsorge eine wichtige Voraussetzung. Unter gesundem Egoismus versteht man, dass man in gewissem Maße an sich denkt und etwas für sich tut. Wer an sich denkt, kennt seine Bedürfnisse und sorgt für sich. Nur wer an sich denkt, kann auch an andere denken!
Wir können aber nur für andere da sein, wenn wir auch für uns da sind. Wenn ich mich nicht um meine eigenen Bedürfnisse kümmere, habe ich auch keine Energie, mich um andere zu kümmern. Also achte ich darauf, dass es mir gut geht; man könnte es „Selbstfürsorge“ oder „Selbstliebe“ nennen.

Wer sich selbst liebt, ist in der Lage, auch seinen Nächsten zu lieben und Nächstenliebe ist für eine gut funktionierende Pflege zu Hause von Bedeutung.

 Egoismus, Altruismus 

Altruismus wird definiert als eine selbstlose Denk- und Handlungsweise sowie Uneigennützigkeit.

Viele pflegende Beschäftigte handeln oftmals altruistisch, um anderen zu helfen. Für sie ist nur wichtig, dass es dem pflegebedürftigen Angehörigen gut geht, gleich, wie es ihnen selbst dabei geht. Das führt dazu, dass pflegende Angehörige oftmals erst an sich denken, wenn sie nicht mehr können. Deshalb ist es von Bedeutung, pflegenden Beschäftigten in der Beratung aufzuzeigen, wie wichtig es ist, einen gesunden Egoismus zu entwickeln und an sich selbst zu denken.

 Hingabe 

Altruismus sollte man nicht mit Hingabe verwechseln. Menschen, die mit Hingabe eine Aufgabe, eine Angelegenheit erledigen, tun dies mit Eifer und Leidenschaft, weil es für sie von höchstem Wert ist. Wenn also pflegende Beschäftigte mit Hingabe ihren kranken Angehörigen pflegen und ihre Arbeit erledigen, tun sie dies reflektiert und bemerken, wenn sie Pausen und Entspannung brauchen.

Dankbarkeit

Dankbarkeit ist ebenfalls für eine gute Selbstsorge von hohem Wert. Dankbarkeit führt zu mehr Wohlbefinden und Zufriedenheit. Studien zeigen sogar, dass Dankbarkeit zu mehr Glücksempfinden beiträgt. Wenn ich dankbar bin, ändere ich meine Sichtweise. Häufig sehen wir nur die Dinge, die wir nicht haben und die nicht gut laufen; doch wenn wir den Blickwinkel wechseln und dankbar sind für das, was gut läuft und für die Dinge, die wir besitzen, verändert sich unsere Geisteshaltung und auch unser Lebensgefühl. Wir sind zufriedener, glücklicher und dadurch widerstandsfähiger gegen Stress. Dankbar sein kann man lernen!

Wofür können Sie dankbar sein?

Diese Fragen könnten Sie sich stellen:

  • Wofür bin ich dankbar?
  • Wie oft mache ich mir das bewusst?
  • Kann ich auch dankbar sein für meine Probleme (vielleicht, weil ich an Ihnen wachsen kann?).

Das kann man tun!

Positive Sichtweise einüben (Dinge, die nicht positiv erscheinen, positiv umdeuten). Mindestens drei Mal am Tag an etwas denken, wofür ich dankbar sein kann. Ein Dankbarkeitstagebuch führen (jeden Abend drei Dinge aufschreiben, wofür ich heute dankbar war).

 Schenken, Großzügigkeit 

Etwas zu verschenken und großzügig zu sein bringt Freude. Es tut nicht nur den anderen gut, sondern auch einem selbst.

Wie ist es, wie fühlt es sich an, wenn Sie jemanden etwas schenken.

Es geht in diesem Kontext nicht in erster Linie darum, anderen einen Gegenstand oder Geld zu schenken, es geht um das Wesentliche im Umgang mit den Mitmenschen und sich selbst: Toleranz, Freundlichkeit, Aufmerksamkeit und Wertschätzung. Dies wiederum fördert unter anderem sowohl die eigene Wertschätzung, Dankbarkeit, Großzügigkeit und Nächstenliebe als auch die meines Gegenübers.

Beispiele zum Schenken und zur Großzügigkeit:

  • Jemandem vielleicht doch mal Gehör zu schenken.
  • Jemandem etwas verzeihen können.
  • Jemandem ein Kompliment für seine Arbeit machen.
  • Wem wollten Sie schon längst eine Freude machen?
  • Laden Sie eine Freundin zum Kaffee ein.
  • Bedanken Sie sich bei jemandem.

Tun Sie nur das, was Sie wirklich tun möchten, um dann dem Impuls zu folgen, großzügig und freundlich zu sein. Abends noch mal nachspüren, wie es sich angefühlt hat, großzügig zu sein und einem anderen etwas zu schenken. Das tut gut und ist Balsam für die Seele! Es macht das Leben positiver.

 Erholungsfähigkeit 

Die Erholungsfähigkeit ist bei jedem Menschen unterschiedlich. Selbst wenn sie sehr gut ist, kann sie durch mangelndes Training verkümmern. Das bedeutet also, man sollte die Erholungsfähigkeit regelmäßig trainieren, denn nur dadurch kann man sie stärken!

Mit diesen Fragen können Sie herausbekommen, was Sie unterstützt, ihre Erholungsfähigkeit wiederzuerlangen:

  • Was lädt Ihren Akku auf?
  • Wobei vergessen Sie die Zeit?
  • Was würden Sie gern öfter tun?
  • Wenn Sie ein bisschen mehr Zeit und Geld hätten, was würden Sie tun?
  • Was macht Ihnen Freude?
  • Wobei bekommen Sie ein Lächeln ins Gesicht?
  • Was können Sie genießen?

Das Glücksempfinden trainieren


© Kateryna Kovarzh - stock.adobe.com 

Viele Menschen verbringen häufig nur wenig Zeit am Tag mit Glücksgefühlen. Den Großteil des Tages haben sie eher schlechte oder neutrale Gefühle! Viele warten auf das große Glück und nehmen ihr bereits vorhandenes Glück nicht wahr! Sie erkennen die Glücksmomente nicht, sehen nicht, was sie bereits alles geschafft haben und dass sie gesund sind. Sie nehmen vieles einfach so an, wie es ist und sehen nicht mehr, was sie für ein Glück haben, dass es so ist.

Glücksempfinden kann man trainieren, indem man Glücksmomente erkennt und fördert.

Eine Methode liegt zum Beispiel darin, beim Spazierengehen stehen zu bleiben und sich bewusst zu machen, wie schön der Moment ist, in dem man sich gerade befindet, oder innezuhalten und zu fühlen, wie gut es tut, ein Lächeln vom pflegebedürftigen Angehörigen zu bekommen, den man gerade versorgt hat. Führen eines Glückstagebuches, in dem alle glücklichen Momente und Situationen oder jeden Abend die drei schönsten Momente des Tages festgehalten werden.

Humor

Humor ist die Fähigkeit und Bereitschaft, auf bestimmte Dinge heiter und gelassen zu reagieren. Menschen mit Humor können Unzulänglichkeiten und alltäglichen Schwierigkeiten sowie Missgeschicken mit Gelassenheit begegnen. Der Betroffene kann seinem Gegenüber und der Situation mit Leichtigkeit begegnen. Der Situation wird die Schwere genommen und es entsteht kein Stress. Humor ist also gut gegen Stress! Menschen, die sich nicht als humorvoll bezeichnen würden, können dies auf folgende Weise trainieren. Zunächst sollte man für den Humor offen sein. Aus dieser Haltung heraus kann der Blick auf etwaige Unzulänglichkeiten, Schwierigkeiten oder Fehler verändert werden, indem man diese bewusst humorvoll entgegennimmt. Das mag sich anfangs etwas seltsam anfühlen, doch je öfter es praktiziert wird, umso besser gelingt es.

Ein Beispiel hierzu: Die pflegende Beschäftigte ist zu Hause und hat Besuch von einer Freundin. Sie sitzen im Wohnzimmer und trinken gemeinsam Kaffee. Plötzlich erscheint die demenzerkrankte Mutter mit ihrer Windel auf dem Kopf und sucht ihre Brille. Jetzt könnte die pflegende Angehörige sich schämen oder die Situation als peinlich empfinden. Sie könnte die Situation aber auch mit Humor nehmen und sagen: „Mutter, nimm doch nicht immer diesen hässlichen weißen Hut, der sieht aus wie eine Windel. Du hast doch den schönen roten Filzhut!“ und gibt ihr diesen, nimmt ihr die Windel vom Kopf und geht mit ihr zurück ins Zimmer, um dort gemeinsam die Brille zu suchen. Anschließend kehrt sie gelassen zurück ins Wohnzimmer und kann weiterhin das Gespräch und den Kaffee genießen.

Humor in der Pflege erleichtert viele Situationen! Humor nimmt die Schwere aus der Situation und entlastet! Man darf auch mal lachen! Humor kann man trainieren (auch, wenn es sich am Anfang etwas seltsam anfühlt)!

„Manchmal muss Du einfach stehen bleiben, damit das Glück dich finden kann“

Uwe Bokelmann

Geduld

Pflegende Angehörige müssen oft geduldig sein, doch in vielen Fällen können sie es nicht mehr. Ihre Lebenssituation hat sich verändert und ist von vielseitigen Belastungen gekennzeichnet. Häufig stehen sie allein vor der großen Herausforderung, ihre Familienmitglieder zu pflegen und zu betreuen. Sie müssen zu viele Rollen, Pflichten und zu viel Verantwortung übernehmen, was dazu führt, dass sie unruhig und ungeduldig werden. Ungeduldige Menschen sind oft zu hektisch und übersehen Dinge; sie machen Fehler und üben, ohne es zu merken Druck auf andere aus, was wiederum die Mitmenschen verärgert. Da wäre Geduld willkommen! Geduldig zu sein bedeutet, auch abwarten zu können, was oft zur Folge hat, dass Dinge sich von selbst erledigen. Es ist wichtig, den Dingen die Zeit zu geben, die sie brauchen. „Gut Ding braucht Weile!“ Die dadurch gewonnene Zeit kann dann zum Durchatmen und Ausruhen genutzt werden. Sich in Geduld zu üben, führt zu innerer Ruhe und Ausgeglichenheit

Umgang mit Ärger

Richtiger Umgang mit Ärger trägt zu einer guten Selbstsorge bei. Folgende Fragen können Sie sich stellen:

  • Wie gehen Sie mit Ärger um?
  • Warum tun Sie das?
  • Können Sie die Ursache Ihres Ärgers benennen?
  • Welche Anreize benötigen Sie um sich mit Ihren Ärger zu versöhnen?

Den Ärger zu hinterfragen und zu der Erkenntnis zu gelangen, warum man sich ärgert, wirkt oft schon lindernd.

Tipps:

  • Ein Lächeln hilft immer, selbst wenn ich es bewusst herbeiführe.
  • Ärgern ist erlaubt, doch nicht jeder Ärger ist es wert.
  • Mehrmals tief einatmen und wieder ausatmen; das beruhigt und löst das beklemmende
  • Gefühl in Brust und Magen.
  • Spazieren oder Joggen baut den Stress ab.
  • Den Ärger herauslassen: Schreien, fluchen, auf ein Kopfkissen schlagen.
  • Den Ärger mit Humor nehmen.

Hinweis

Der Text wurde größtenteils aus der Broschüre BLICKWINKEL – „Beruf und Pflege vereinbaren“ entnommen

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